Peter Junghanss ist ein Künstler, dessen Werk sich durch einen markanten, dynamischen Strich auszeichnet. Seine Zeichnungen wirken spontan und zugleich präzise – sie leben von der Bewegung der Linie und der Unmittelbarkeit des Moments.
Besonders eindrucksvoll sind seine Kaltnadelradierungen. Der strichhafte Duktus verleiht den Bildern eine rhythmische Energie, die zwischen konstruktiver Ordnung und gestischer Freiheit oszilliert.
Das war nicht immer so bei Peter Junghanss. Die Zeichnungen aus den 1980er Jahren sind motivisch geprägt und rütteln erkennbar an dem gewalttätigen System der DDR: Der kleine eingesperrte und überwachte Vogel zeigt Selbstverständigung, Widerspenstigkeit und den Irrwitz des Überwachungsstaates auf. Die volkstümliche Weihnachtspyramide verwandelt sich in ein Schlachtfeld. Boys sekundiert den geächteten Dresdner Kulturschaffenden Dr. Fritz Löffler.
Auch seine Rohrfederzeichnungen sind von großer Lebendigkeit und zeichnerischer Direktheit. Er entwickelt eine Visuelle Sprache, die sowohl impulsiv als auch strukturiert ist. Peter Junghanss’ schätzt die „ grafische Ausdruckskraft“, das „Kratzige, Krakelige“ der Rohrfeder, die „Akzeptanz von Zufällen. …denn hier geschieht eine unbewusste Übernahme von tieferliegenden Wahrnehmungen“ .
Die expressive, konzentriert und fokussiert herausgearbeitet Form, kennzeichnet viele seiner Architekturzeichnungen. Ein Element – Kuppel, Gebälk, Turm, Dachlandschaft – wird betont und gibt der Zeichnung die Ordnung. Nicht die Gesamtansicht mit ihren vielen Details und Differenzierungen, sondern ein bzw. das für Peter Junghanss gewichtige Element wird dargestellt. Die persönliche Aneignung wird zur Interpretation, zeigt einen spezifischen Ausschnitt in künstlerischer Umsetzung: kraftvoll, fast gewalttätig wird um die Form gerungen. Diese markante Federführung mit breitem Strich wird bei den Landschaften teilweise weicher. Der Furor tritt hinter malerischen Aspekten zurück.
Die künstlerische Entwicklung zeigen vielleicht am deutlichsten die frühen Architekturzeichnungen, wie z.B. Stallgebäude, Festung Königstein und Kefalonia, die mit dünner Strichführung die Form mehr ahnen lassen als herausarbeiten und wie grafische Gewebe anmuten.
Eine eigene Signatur haben seine Portraitzeichnungen. Oft eine fast abstrakte Qualität annehmend, fangen sie den Charakter mit wenigen gezielt gesetzten Strichen – nicht über das Detail – sondern über Ausdruck und Haltung ein. Auch ohne die verborgenen Lebensgeschichten zu kennen, spürt der Betrachter die geistige Kraft, die aus diesen Physiognomien strahlt.
Die Werke von Peter Junghanss laden ein, sowohl das Konkrete als auch das Flüchtige mit neuen Augen zu sehen.
1942 in Leisnig geboren
1962 - 1971 Studium der Architektur und Kunst in Dresden
1973 Promotion zum Dr.-Ing. an der TU Dresden
1972 - 1989 Arbeit als Künstler und Architekt in Dresden
1988 Gründung der „Galerie Am Berg“ in Dresden-Loschwitz, Kügelgenstr. 10
Nov. 1988 Ausstellung „1000 Jahre Christianisierung Russlands“, kuratiert von P. Junghanß
ausstellende Künstler: K. Drechsler, R. Herrmann, G. Hornig, H. Jüchser, F. Preß, G. Reinhardt,
P. Junghanß, J. Schieferdecker, C. Weidensdorfer, W. Wittig, u.a.
1989 Übersiedlung nach Augsburg
seit 1989 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler, Sektion Bayern
1992 - 2007 Professur für Freies Gestalten an der Hochschule Augsburg, Fakultät für Architektur
seit 2002 lebt und arbeitet in Stadtbergen
AUSSTELLUNGEN Auswahl (K = Katalog):
2025 Zeichnungen und Druckgraphik, Haus der Architekten, Dresden
2024 Zeichnungen 1984–2004, Schwäbische Galerie Oberschönenfeld
2023 Künstler aus Frankreich/Polen/Deutschland, Musée Ecole, Laval/Fr. (K)
2022 Rohrfederzeichnungen, Hochschule Augsburg, Transmitter (K)
2022 Connected/Der Sündenfall, BBK-Galerie Abraxas, Augsburg
2021 Stadtberger Künstler, Galerie am Pfarrhof Leitershofen
2021 7 Kapellen, Rohrfederzyklus, Diözesanmuseum Augsburg (K)
2019 Schwäbische Künstler in Irsee, Bildungszentrum Irsee
2015 Weggefährten, Galerie im Herrenhaus Libnow, Landkr. Greifswald
2014 Zeichnung, BBK-Galerie Abraxas, Augsburg
2014 Künstler-Jahrgang 1942, BBK-Galerie Abraxas, Augsburg (K)
2012 Im Blickpunkt, Städtische Galerie Am Graben, Augsburg (K)
2012 Galerie „Am Blauen Wunder“, Dresden (K)
2007 Architekten zeichnen Architektur, Hochschule Augsburg (K)
2003 P. Junghanß: Zeichnungen, Druckgrafik, Hochschule Augsburg, Pose, Rathausgalerie Stadtbergen
seit 1989 verschiedene Einzel- und Gruppenausstellungen, letztere auch im Ausland
regelmäßige Beteiligungen an: Große Schwäbische Kunstausstellung in Augsburg, Nordschwäbische
Kunstausstellung in Donauwörth, Ausstellung Schwäbische Künstler in Irsee
BIBLIOGRAPHIE Auswahl
2022 Peter Junghanß, Rohrfederzeichnungen, Katalog
2021 7 Kapellen, Rohrfederzeichnungen, Katalog
2012 Yvonne Fiedler: Kunst im Korridor, Diss. Historisches Seminar der Universität Leipzig
2012 Peter Junghanß, Im Blickfeld, Katalog
2008 Architekten zeichnen Architektur, Hochschule Augsburg
2007 Künstler am Dresdener Elbhang, Elbhang-Kurier-Verlag, Bd. II, Dresden
1997 Paul Kaiser, Claudia Petzold: Boheme und Diktatur in der DDR, Berlin 1997, S. 163
1990 Werner Schmidt: Ausgebürgert, Künstler aus der DDR 1949–1989, Berlin 1990
1983 Diether Schmidt: Galerie Comenius/Orbis Pictus 37, 1983
REISESKIZZEN / ZEICHENEXKURSIONEN / WETTBEWERBE
2006 Dresden
2005 St. Petersburg
2003 Mailand / Turin
2001 Odessa / Istanbul
1999 Halbinsel Krim
1997 Lemberg / Ukraine
1996 Freihandzeichnen – Vegetation, Gestrüpp etc.
1996 Internationaler Studentenwettbewerb: Bayerisches-Ukrainisches Haus in Kiew
1995 Kiew
1993 Südtirol
PREISE / ÖFFENTLICHE ANKÄUFE
2016 Kunstpreis der Großen Schwäbischen Kunstausstellung Augsburg
Ankäufe u.a: Kulturbund Dresden; Museum für Deutsche Geschichte, Berlin; TU Dresden; Bauernverband und
Regierung von Schwaben; Siegfried und Elfriede Denzel-Stiftung
ARBEITSGEBIETE
Zeichnungen, Druckgrafik (Linolschnitt, Kaltnadelradierungen, eigenes Umdruckverfahren), Collagen, Fotografie